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Was ist Psychotherapie?

 

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Was ist Psychotherapie?

Psychotherapie als Kassenleistung wird durch die Psychotherapie-Richtlinien bestimmt, die vom Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen verabschiedet worden sind.

 

Eine seelische Krankheit wird darin gekennzeichnet als "krankhafte Störung der Wahrnehmung, des Verhaltens, der Erlebnisverarbeitung, der sozialen Beziehungen und der Körperfunktionen. Es gehört zum Wesen dieser Störungen, dass sie der willentlichen Steuerung durch den Patienten nicht mehr oder nur zum Teil zugänglich sind."

 

Das Fehlen der willentlichen Steuerung ist besonders wichtig. Viele Menschen lösen psychische Probleme allein oder mit Hilfe von Freunden oder Bekannten. Erst wenn es jemandem, trotz besten Willens nicht gelingt, ein Problem, unter dem er sehr leidet aus eigener Kraft zu lösen, kommt Psychotherapie infrage.

 

Was passiert in der Psychotherapie?

Nehmen wir an, Herr X. möchte sich das Rauchen abgewöhnen. Wie könnte er das schaffen?

Wir könnten ihm Informationen vermitteln, wie schädlich das Rauchen ist, Videos über Krebs und zerfressene Lungen zeigen, Bücher in die Hand drücken usw. Oder wir könnten ihm gute Ratschläge geben, wie wir selbst von der Kippe weggekommen sind. "Du musst einfach aufhören."

"Rauche jeden Tag eine weniger."

Jeder, der einmal in dieser Situation war, weiß, dass das wenig helfen wird. Herr X. wird bald wieder genauso viel rauchen, wie vorher. Erst wenn es innerlich "Klick" bei ihm macht, hat er eine gute Chance.

 

Psychotherapie arbeitet letztlich immer, auch bei komplexeren Problemen, auf diesen "Klick" hin, auf ein "Aha-Erlebnis", eine Erkenntnis des Patienten.

Der Psychotherapeut vermittelt nur bei einigen Störungen am Anfang der Therapie Informationen, z.B. bei Angststörungen. Selbstverständlich wird er mit dem Patienten auch über seine Diagnose sprechen und ihn über den Ablauf der Therapie informieren. Die Informationen allein genügen aber nicht, um die Probleme zu bereinigen, Symptome wie Schlaf- oder Essstörungen zum Verschwinden zu bringen oder eine Störung zu bessern.

Ebenso wenig wird er seinen Patienten Ratschläge geben. Die haben sie in der Regel schon von Eltern, Kollegen, Freunden oder Partnern zur Genüge bekommen. "Du musst Dir das nicht so zu Herzen nehmen." "Reg Dich doch nicht immer gleich so auf." "Sag doch einfach Deine Meinung, es passiert doch nichts." Hätten diese Ratschläge geholfen, bräuchte der Betreffende keine psychotherapeutische Hilfe. Wenn (wirklich gut gemeinte) Ratschläge oder Vorschläge "Ich mache das dann immer so und so." nicht mehr helfen, ein Problem zu bewältigen, sollten Sie an einen seelischen Konflikt denken.

 

Psychotherapie bemüht sich um eine Aufdeckung des psychischen Konfliktes. Psychotherapie ist Hilfe zur Selbsthilfe: Der Psychotherapeut bemüht sich, mit ihnen zusammen die Gründe in Erfahrung zu bringen, die dafür verantwortlich sind, dass Sie ein Problem nicht lösen können. Diese Gründe sind zum Teil vor- oder unbewusst.

Es wird um die Frage gehen, weshalb ein Patient sich Handlungen oder Äußerungen anderer viel mehr zu Herzen nimmt, als andere. Möglicherweise erlebt er sehr schnell und nur teilweise bewusst unverarbeitet gebliebene Verletzungen wieder. Oder es geht um die Frage, warum sich jemand immer so schnell aufregt und wütend wird. Oft befürchten diese Menschen, sich nur so, und nicht anders Gehör verschaffen zu können und ahnen den Misserfolg voraus, obwohl sie eigentlich gute Karten hätten. Schließlich könnte es, um bei den Beispielen von oben zu bleiben, auch um die Frage gehen, weshalb sich jemand nicht wagt, seine Meinung zu sagen. Sollten Minderwertigkeitsgefühle und Selbstwertzweifel die Gründe dafür sein, werden sie in der Psychotherapie bearbeitet.

 

Freud hat einmal die Psychotherapie mit der Besteigung eines unbekannten Berges durch den Patienten und den Therapeuten verglichen. Der Psychotherapeut kennt die Techniken des Kletterns, aber auf diesem konkreten Berg war er selbst auch noch nicht. Psychotherapie ist eine Expedition und ein bisschen ein Abenteuer. Sie basiert immer viel mehr, als ein Arztbesuch, auf der Zusammenarbeit von Patient und Therapeut.

 

Der Patient erkennt zusehends die unbewussten Anteile seines Lebensstils. Unter Lebensstil verstehen wir die grundsätzliche Haltung eines Menschen zum Leben und zu anderen Menschen, seine Stellungnahme zu dem, was ihm widerfährt.

 

Ein Beispiel: Vor Kurzem wurde in Berlin-Friedrichshain ein Baby entführt und tauchte nach wenigen Tagen gesund und munter wieder auf. Die Eltern des Babys könnten mit diesem Erlebnis auf sehr verschiedene Weise umgehen. Die einen würden sagen: "Wir sind überglücklich, dass wir unser Kind wieder zurück haben und das es gesund ist. Wir werden es nun noch mehr lieb haben und zu schätzen wissen, als vorher."

Andere würden vielleicht sagen: "Die Welt ist schrecklich und grausam. Wir dürfen unser Kind nie wieder auch nur eine Sekunde aus den Augen lassen." Es handelt sich um dasselbe Ereignis, aber um sehr verschiedene Stellungnahmen der Personen dazu.

 

In der Psychotherapie kann der Patient seinen Lebensstil erkennen, seine (unbewussten) Ziele. Die Anteile seines Lebensstils, die ihn daran hindern, in den Bereichen Arbeit, Liebe und Freundschaft zu kooperieren und erfüllende Beziehungen einzugehen, kann er verändern.

 

Immer wieder erreichen mich Mails mit der Frage: "Ist denn mein Problem groß und bedeutsam genug, um einen Psychotherapeuten um Hilfe zu bitten." Ein gewisser Leidensdruck und eine Behinderung im Leben und Erleben sind schon erforderlich, damit Psychotherapie Sinn macht. Erinnern wir uns an Herrn X., den Raucher: Wenn er nicht das Bedürfnis entwickelt, sein (Rauch-) Verhalten zu ändern oder einen starken Widerwillen gegen den Rauch und den Gestank entwickelt, bleiben alle Versuche von Veränderung aussichtslos. Jemand mit einer Höhenangst, der im Erdgeschoss wohnt und nie in die Berge fährt, wird kaum den Wunsch und die Notwendigkeit sehen, an seinem Problem etwas zu ändern. Das Wort Patient bedeutet übersetzt der Leidende. Jeder weiß selbst am besten, wie viel Leid er ertragen möchte und kann und wann das Maß voll ist.

Wenn ein erhebliches Problem länger als ein halbes Jahr besteht, ohne sich bedeutend zu ändern, lohnt es sich, einen Psychotherapeuten zu konsultieren. Ebenso dann, wenn sich bestimmte Problemkonstellationen immerfort wiederholen, z.B. trotz besten Bemühens immer der gleiche Konflikt in Liebesbeziehungen auftritt.

 

 

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